Dienstag, 3. September 2013

Vom Foto-Shit zum Foto-Hit - Eine Liebeserklärung an Photoshop

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Das Blöde und Schöne an der Fotografie meiner Meinung nach ist, dass sie einen eben blöd aber auch schön aussehen lassen kann. Klingt einfach und ist auch so. Eine Kamera kann bei gutem Licht und richtig sitzender Schärfe all deine Macken so richtig gut in Szene setzen. Macken die man bei einem Menschen in Bewegung gar nicht so stark wahrnimmt. Wird der Moment aber eingefroren, hat der Betrachter dieses Momentes eben unendlich viel Zeit die abgebildete Person mit all ihren „Fehlern“ zu betrachten. Exponentiell zur Betrachtungszeit treten diese dadurch umso deutlicher in Erscheinung. Neben Pickeln, Narben und Muttermalen nerven mich an solchen natürlich belichteten Fotos - denn in der Studiofotografie lässt sich so etwas in der Regel vermeiden - die Lichtreflexionen auf der Haut. Besonders betroffene Stellen sind dabei die Nasenspitze (größter Hass), Augeninnenwinkel und Wangen. Stellt man sich nämlich vor ein Fenster werden diese Stellen stark hervorgehoben, während dunklere Bereiche im Gesicht - markante Schatten - abgeflacht erscheinen. Das Ergebnis einer solchen Fensterfotoaktion ist meist ein relativ gut belichtetes und eigentlich schönes Bild mit ein paar kleinen aber feinen Makeln.

Aber was wäre digitale Fotografie ohne Photoshop, mit dessen Hilfe man solche durch die Kamera hervorgehobenen Makel wieder abschwächen, bzw. sogar ganz verschwinden lassen kann. Da Fotografie für mich persönlich eine ästhetische Angelegenheit ist und ich nicht zu den größten Verfechtern des Realismus gehöre, bin ich eine große Photoshop-Freundin. Aber eben nur um oben Beschriebenem entgegenzuwirken. - Das Verflüssigen-Werkzeug halte auch ich für eine gefährliche und besser zu vernachlässigende Waffe.

Wie ich also vom „Foto-Shit“ zum „Foto-Hit“ gelange, zeige ich euch heute exemplarisch an den folgenden Bildern. Und neeein, Shit bedeutet nicht, dass Menschen ohne Bildbearbeitung scheiße aussehen. Es soll lediglich verdeutlichen, dass es mit Hilfe von guter Bildbearbeitung für Jeden möglich das Beste aus sich herauszuholen - ohne sich gleich selbst die Nase verkleinern, die Lippen vergrößern oder gar digital ein paar Pfund absaugen zu müssen. Nein, nicht mal Hautretusche muss unbedingt sein. Ein leichtes Spielen an den Helligkeits- und Kontrastreglern macht oftmals schon einen gewaltigen Unterschied. Und ja ich sehe es auch so, dass im Prinzip jeder Mensch in Natura schön ist. In der Fotografie aber, will doch Jeder normalerweise seine berühmtberüchtigte Schokoladenseite zeigen und mithilfe der digitalen Nachbearbeitung lässt sich dies ganz leicht erzielen. Here we go!


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Bei meinem Ausgangsbild optimiere ich zunächst die Lichtverhältnisse. Ich weiß nicht, ob es an meiner alten D40 liegt oder an mir, aber ein laut meiner Kamera optimal belichtetes Bild erscheint auf dem Laptop meistens etwas dunkler. Würde man es länger belichtet, wäre es aber wiederrum schnell stellenweise überbelichtet. Was man aber bei meiner und vielen anderen Kameras immer hat, ist dieser Grauschleier. Ihn behandle ich zwar nicht mit Persil, aber dafür mit Photoshop und zwar über „Gradationskurven“ (haben auch kostenfreie Bildbearbeitungsprogramme wie Gimp) --> die Kurve in der Mitte leicht anheben.


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Danach lassen sich Hautunregelmäßigkeiten noch besser erkennen - Super! - um diese unter einem Zoom von 100% zu retuschieren und zwar mit dem „Bereichsreparatur-Pinsel“; und bei schwierigen Stellen mit dem „Ausbessern-Werkzeug“. Sind alle Pickel, Rötungen und - wenn man will - Muttermale weg, setze ich anschließend mit "Abwedeln" und "Nachbelichten" Licht und Schatten ins Gesicht. Es ist im Prinzip das Selbe wie die Verwendung eines Highlighters und Bronzers in der Kosmetik, welche bei der Fotografie oft quasi rückgängig gemacht wird und die ich mithilfe von Photoshop wieder zum Vorschein bringe. Daher sagt man wohl auch, dass man sich für Film und Fernsehen zehn Kilo schwerer Schminken sollte. Die Kamera schluckt dein Make-Up. Böse Kamera!


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Nach dieser Basisretusche, die ich je nach Shoot mal mehr, mal weniger intensiv durchführe, rufe ich die „Gradationskurven"-Ebene erneut auf und erhöhe den Kontrast im Bild, indem auf der gebogene Kurve unten links nochmals ansetze und diese etwas nach unten ziehe. Dadurch entsteht eine leichte S-Kurve. Da das Bild danach für meinen Geschmack oft zu „bunt“ ist, entsättige ich es um den Wert "-10" über „Farbton/ Sättigung“ und helle es mithilfe einer zweiten „Gradationskurven"-Ebene noch einmal ein Stück auf. Anschließend gleiche ich Farbveränderungen, die aufgrund von beispielsweise zu kaltem Licht entstanden sind, mit der "Farbbalance"-Korrektur aus. Manchmal setze ich auch, wie hier, noch eine leichte Vignette ins Bild und zwar über "Filter" --> "Objektivkorrektur" oder einfach mit dem Shortcut "Umschalt+Strg+R"; dort im Raster "Benutzerdefiniert" am fünften und sechsten Regler fummeln. Hot!

Je nach gewünschter Bildwirkung, ob eher soft oder markant und klar, verwende ich im letzten Schritt den Hochpassfilter, um das Bild zu schärfen. Dieser erzeugt meiner Meinung nach bessere Ergebnisse als der normale Schärfen-Filter. Dafür habe ich mir eine Aktion erstellt, die ich immer wieder benutze. Diese und einige meiner anderen Aktionen, die ich in letzter Zeit benutzt habe (ob für den Badewannen-Shoot oder Kleiderkreisel), findet ihr HIER. Falls ihr sie benutzt solltet ihr drauf achten, dass Aktionen je nach Ausgangsfoto unterschiedliche Ergebnisse erzielen können und ihr sie je nach Belieben mit Hilfe des Deckkraft-Reglers anpassen müsst.

Nun denn: Aufhellung, Retusche, Kontrast, Entsättigung, Aufhellung, Farbbalance, Vignette, Schärfe, Aufhellung ...
 - Das alles und noch viel mehr liebe ich an dir mein Photoshop.


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So viel zum Thema Photoshop-Liebe. Und denkt dran: Meine Stadt, mein Bezirk, mein Viertel, meine Gegend, meine Straße, mein Zuhause, MEIN BLOG!
Alles Ansichtssache hier.

Das ist meine.
MY EYE.


7 Kommentare:

  1. Schade, dass mein Photoshop auf Englisch ist und ich deine Actions nicht nutzen kann. Wollte mal ein wenig rumprobieren, aber macht nix^^
    Ich liebe übrigens Photoshop genauso sehr, aber bin doch echt zu faul eigene Actions anzulegen. Oh Mann... wieviel Zeit ich sonst schon gespart hätte. ^^

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  2. Interessant gemacht und auch irgendwo mutig, dass du zeigst, wie du auch vor Photoshop ausgesehen hast. :)
    Folge deinem Blog nun über dem Reader.

    Liebst
    Vanessa von Les Soapstories.

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  3. tolle ausführliche Beschreibung, mir geht's da ähnlich – von übertriebener und "deutlich sichtbarer" Bildbearbeitung halte ich nicht viel, aber man kann mit ein paar kleinen Kniffen einfach das Beste aus dem ursprünglichen Bild rausholen. tolles Ergebnis bei dir, man sieht, dass du sowohl am Fotografieren als auch am Bearbeiten Spaß hast :)

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  4. Ach ja ich teile deine Meinung, meinem Gimp habe ich auch schon das ein oder andere Loblied gesungen :D
    Wobei ich selten wirklich damit nachbearbeite - zum einen weil ich es nicht so gut kann, zum anderen weil ich mit der Raw vorbearbeitung schon einiges an Helligkeit und Kontrast retten kann. Trotzdem eine klasse anleitung und ich werde das demnächst mal ausprobieren!

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  5. Wow, Dein Blog ist der hamma und danke für die Tipps :) LG Sarah

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  6. Großartiges Tutorial, vielen Dank. Eins meiner Lieblingswerkzeuge ist noch tiefen/lichter. Damit kann man auch immer noch was rausholen aus schlecht belichteten Bildern. Liebe Grüße Veronika

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