"Wie alle Liebenden hatten sie Angst um ihre Liebe. Sie fühlten sich kalt werden bei einem gleichgültigen Blick des anderen, ein ungeduldiges Wort verdunkelte beiden den Tag."
"'Wissen Sie', sagte er, 'als Chemiker kann ich den kosmischen Zufall auskosten, der auf diesem Planeten Leben entstehen ließ, darunter Wesen wie mich und Sie. Leiten wir aus solchen Zufällen nicht gar zu viele Forderungen an uns ab? Wer sagt uns denn, daß es nicht ein ziemlich belangloser Zufall war. Warum alles so ernst nehmen?'"
"Diese Stille zu den Feiertagen! Diese Langeweile, die sich mit den gutgekleideten Menschen auf die Straßen ergoß! War es das, worauf man seit Wochen zurüstete: das Fest? Kaum verbarg man voreinander seine Enttäuschung."
"Ich weiß nicht, denkt Rita, wann ihm klar wurde, daß er das Leben unerträglich fand. Ich weiß nicht, wann wir anfingen, aneinander vorbeizureden. Die ersten Zeichen muß ich übersehen haben. Ich war seiner zu sicher geworden. Ich betrog mich, indem ich mir immer wiederholte: Was auch geschieht - wir lieben uns."
"'Gleich kommt einer deiner berühmten unerfüllbaren Wünsche', sagte Manfred. 'Ja', sagte sie schnell. 'Schön anziehen können und weit wegfahren. Aber sehr schön und sehr weit.' 'Und ohne mich', fügte er hinzu. Das fürchtete sie an ihm, daß er jede Klage von ihr als Anklage nahm."
"Du wirst weiter so durch die Welt rennen. Du wirst immer eifersüchtig sein. Und? Wir werden uns weiter lieben. Aber Rita wusste jetzt: Wir sind gegen nichts gefeit. Wir sind allen Gefahren genauso ausgesetzt wie andere Leute. Uns kann alles passieren, was anderen passiert."
"Sie vergaß dieses Wissen wieder. Nur manchmal merkte sie, daß sie jetzt täglich auf ein Unglück wartete."
(Wolf, Christa (1968): Der geteilte Himmel. 4. Auflage. Leipzig: Reclam)
Na, was meint ihr wie es ausgeht?
Übrigens: Printed in the German Democratic Republik 1968 steht hinten noch drin. Und: Der Vertrieb ist in der Bundesrepublik Deutschland und Westberlin ist nicht gestattet.
Ich weiß nicht ob es Zufall oder Schicksal war, dass ich mich in der Bahn zu diesem vergessenen Buch gesetzt habe...
Ist schwer zu beurteilen wie es weitergehen mag.
AntwortenLöschenEs klingt nach Liebe "wird zu Routine".
Ich bin mir nicht sicher ob es da einen Weg zurück gibt.
Aber Bücher sind auch ab und zu anders als das wahre Leben. ;)
Ich finde die Textstellen toll gewählt.
Eine meiner kleiner Leidschafte beim Lesen ist es,
Teststellen wo Worte wundervoll bildlich und fabelhaft gewählt sind zu notieren. Bzw. die Textseite.
Und wenn ich das Buch fertig gelesen habe, such ich sie mir raus und tippe sie ab...
Irgendwie komisch, aber was solls :D
Schoenen Abend wünsch ich dir.
=)
Ich hab früher meine Lieblingstextstellen mit Textmarker oder Kuli markiert. Ja ich weiß, die armen Bücher - aber ich geb meine Schätze eh nie wieder her, also ists nur mein persönliches Vergnügen. Ich hab die passendesten Textstellen oft mit ewig vielen Ausrufezeichen versehen ;-)
AntwortenLöschenWie es weitergeht in o.g. Buch? Es klingt wunderbar melancholisch, und da ich denke, dass sich diese Sehnsucht durch das ganze Buch ziehen wird, muss die Liebe scheitern. Vielleicht an der Entfernung?
glg
Ein solch schöner Blog! Großartig. Ich folge dir jetzt, du mir vielleicht auch?:)
AntwortenLöschencaramellacoco.blogspot.com
Das klingt wirklich interessant! (Und "interessant" verwende ich hier nicht als Euphemismus für "scheisse" ;-D ) Mal schaun, ob ich das Buch irgendwo finde. Ich hab mich am Strand gerade durch Balzacs "Die Frau von dreissig Jahren" gequält - war gar nicht meins. Daher dringend Bedarf nach guter Lektüre. :-)
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